Wieder lassen die türkischen Behörden Väter, Söhne, Ehemänner verschwinden. 25. August 2018, 18:42 UhrEditiert am 25. August 2018, 18:42 UhrDIE ZEIT Nr. 35/201876 Kommentare
Lesen Sie hier das türkische Original. Der Text ist für die deutsche Version redaktionell leicht bearbeitet worden.
Der im Exil verstorbene Liedermacher Ahmet Kaya sang in den Neunzigern: “Zwei Polizisten flankieren mich / meine Hände in Handschellen / Mutter, finde mich”. Es war das Lied der in Polizeigewahrsam “Verschwundenen”, das Lied all derer, die in weißen Renault-Kombis abgeholt wurden. In den Neunzigern galt der Renault 12, in der Türkei vermarktet unter dem Namen Toros, als “Dissidentenhenker”, besonders in den kurdischen Städten. Zivilpolizisten entführten in diesen Wagen bekannte Oppositionelle. Bald darauf wurden ihre Leichname gefunden, die Körper gezeichnet von Spuren brutaler Folter. Oder man hörte einfach nie wieder von ihnen.
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Wie die Mütter vom Plaza del Mayo in Argentinien, die ihre von der Junta entführten Kinder suchten, versammeln sich seit 1995 Angehörige von Verschwundenen auf dem Istanbuler Galatasaray-Platz. Das sind die “Samstagsmütter”. Sie fordern ein Grab, an dem sie beten können, und dass die Mörder ihrer Väter, Söhne, Ehemänner zur Rechenschaft gezogen werden. Statt ihre Forderungen zu erfüllen, ging man mit Verboten, Prügeln und Festnahmen gegen sie vor. Doch sie wehrten sich und versammeln sich als wachsende Familie weiter auf dem Platz, kommenden Samstag zum 700. Mal.
Can Dündar
ist Chefredakteur des von ihm in Deutschland neu gegr252;ndeten Webportals 214;zg252;r252;z. Er schreibt f252;r DIE160;ZEIT160;eine w246;chentliche Kolumne 252;ber die Krise in der T252;rkei.
Vor drei Jahren sagte der türkische Premierminister: “Wenn wir stürzen, kommen wieder weiße Toros.” Die AKP ist nicht gestürzt, die “weißen Toros” wurden von “schwarzen Transportern” abgelöst. Wieder hört die Türkei Geschichten von am helllichten Tag Entführten. Zudem werden nun auch im Ausland Dissidenten entführt, die anschließend “verschwinden”. Wo es kein Recht gibt, wechseln die Automodelle und die Farben. Die Methode der Unterdrückung aber bleibt leider stets dieselbe.
Aus dem Türkischen von Sabine Adatepe
Änderungshinweis: In einer früheren Version hieß es, das 700. Treffen habe am vergangenen Samstag stattgefunden, richtig ist der 25. August.