Papst Franziskus hat den Kindesmissbrauch durch Geistliche in Irland als “abscheuliches Verbrechen” bezeichnet. Das Fehlverhalten der Kirche bleibe “eine Quelle des Schmerzes und der Scham für die katholische Gemeinschaft”, sagte Franziskus in Dublin. Franziskus’ zweitägiger Besuch ist der erste eines katholischen Kirchenoberhauptes in Irland seit fast 40 Jahren. Offizieller Anlass ist der Abschluss des Weltfamilientreffens in Dublin. Der Pontifex traf aber auch acht Opfer des jahrzehntelangen Missbrauchs.

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Untersuchungsberichte hatten offengelegt, dass Tausende Kinder in katholischen Einrichtungen misshandelt worden waren. Laut den Berichten wurden die Taten systematisch vertuscht. 

Franziskus sagte in Dublin, die kirchlichen Autoritäten hätten im Umgang mit dem Skandal versagt. Er warnte aber auch davor, die positive Rolle der Kirche zu vergessen: “Die Kirche in Irland hat in der Vergangenheit und in der Gegenwart eine Rolle bei der Förderung des Wohlergehens von Kindern gespielt, die nicht verdunkelt werden darf.”

Unterstützer der Missbrauchsopfer zeigten sich in ersten Reaktionen dennoch enttäuscht von den Worten des Papstes. Colm O’Gorman, der als Teenager jahrelang von einem Priester missbraucht wurde, schrieb auf Twitter, der Papst habe die Chance gehabt, die Rolle des Vatikans im Missbrauchsskandal anzuerkennen. Stattdessen hätte Franziskus’ Rede sich auf den Schmerz der katholischen Gemeinde konzentriert. “Das ist eine große Beleidigung für alle, die Beteiligt sind”, schrieb O’Gorman weiter.  

34;Wir bitten Sie, den Opfern und Überlebenden zuzuhören34;

Regierungschef Leo Varadkar rief Franziskus dazu auf, seinen Einfluss zu nutzen, um für “Gerechtigkeit und Wahrheit” in den Missbrauchsfällen der katholischen Kirche in Irland und weltweit zu sorgen. Den Worten müssten Taten folgen. “Wir bitten Sie, den Opfern und Überlebenden zuzuhören. Wir wissen, Sie werden das tun.” Gleichzeitig sprach er von einer “gemeinsamen Geschichte von Leid und Schande”, in der auch der irische Staat eine unrühmliche Rolle gespielt habe. Der irische Staat hatte die katholischen Einrichtungen finanziert. 

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Viele Iren sind streng katholisch – doch das Land wandelt sich. Im Mai hatte eine Mehrheit für eine Lockerung des Abtreibungsverbots gestimmt. Im Jahr 2014 legalisierte Irland als erstes Land der Welt per Volksentscheid die gleichgeschlechtliche Ehe.